Datum Samstag/Sonntag, 13./14. August 2022
Tourenbericht
Die Schönwetter-Periode dieses Sommers hielt an und so durfte diese Tour getrost wie geplant durchgeführt werden. Aus dem Grossraum Thun fuhr eine und aus dem Engstligtal fuhren zwei Vierer-Delegationen mit Sack und Pack an den Ausgangspunkt bei Chöenzetennlen an der stark befahrenen Grimselpassstrasse.

Punkt zehn Uhr nahmen 12 Tourenhungrige den Anstieg zum Gelmersee unter die Füsse. Ein wenig ab vom ohrenbetäubenden Töff- und Autolärm informierte Tourenleiter Fritz Inniger über die geplanten Aktivitäten dieses Wochenendes. Wir waren eine bunt gemischte Truppe - die älteste Teilnehmerin mit Jahrgang 1948 und die jüngste mit 1999.

Am See angekommen entschieden wir, das rechte Seeufer zu begehen. Die Gelmerhütte (2411) war bereits in Ferne ersichtlich. Der mittels Steinplatten schön und steil ausgebaute Hüttenweg begingen wir zackig und bereits um halb eins wurde der erste Haslichöche vor der Hütte verspiesen.

Der Nachmittag sollte nicht Faulenzen und Langeweile beinhalten und so begaben sich um 13:30 Uhr alle weiter in das Gebiet vom Obrist Diechter. Eine Gruppe hatte das Ofenhoren (2949) angepeilt, während die anderen den Ofensee (2666, 7°) bewunderten. Der umsichtige Leiter Fritz schaffte es, beiden Gruppen Gesellschaft zu leisten und gleichzeitig noch Rekognoszierungen für den Folgetag zu machen.

Zurück in der Hütte genoss man die Nachmittagssonne und konnte sich bald von einem feinen Znacht überzeugen. Im Anschluss wurden die Rucksäcke für die eigentliche Tour vom Sonntag vorbereitet. Morgenessen war um vier geplant - die Gruppe zeigte sich sehr speditiv und so konnte bereits um 04:30 Uhr im Dunkel der Nacht losmarschiert werden. Eindrücklich war wiederum, in der Stille der Natur die "Blaue Stunde" mitzuerleben. In Wikipedia steht: "Der Begriff Blaue Stunde bezieht sich auf die Zeitspanne innerhalb der abendlichen oder morgendlichen Dämmerung während der sich die Sonne so weit unterhalb des Horizonts befindet, dass das blaue Lichtspektrum am Himmel noch bzw. schon dominiert und die Dunkelheit der Nacht noch nicht eingetroffen bzw. schon vorbei ist."

Am Diechtergletscher angekommen hiess es, die Steigeisen für die nächsten Stunden zu montieren. Die drei Seilschaften mussten doch einige Spalten umgehen und ein Abschnitt führte nochmals über Fels und Geröll am Rande des Gletschers. Auf der Diechterlimi empfing uns die morgendliche Sonne und der Ausblick über den noch mächtigen Triftgletscher in Richtung Osten war imposant. Über vorgenannten Gletscher nahmen wir den letzten Abschnitt bis zum Gipfelaufbau in Angriff. Via den Nordostgrat erreichte man mit gekonnter, kurzer Kletterei den Gipfel des Diechterhorens (3387).

Rückblickend stufte der Tourenleiter die ausgeschriebene Hochtour wegen der erschwerten Bedingungen am und rund um den Gletscher um einen Zacken höher ein. Beim Abstieg weihte Fritz die Unkundigen auf dem Diechtergletscher noch in die interessante Thematik der Spaltenrettung ein. Vorbei an der Hütte, wo man sich mit einer Tomatensuppe oder nochmals einem Gebäck aus dem Haslital verköstigte, gelang die gut gelaunte Gruppe wieder an den See - diesmal entschied man sich für das andere Seeufer.

Es ist immer wieder erstaunlich, zu sehen, mit was für Schuhwerk einige Touristen sich in die Bergwelt begehen. Die aktuelle Kampagne vom BVU "Bergwandern ist kein Spaziergang" weist auf die Problematik hin. Obschon die älteste Teilnehmerin unserer Gruppe den letzten Teil der insgesamt 1800 Höhenmeter vom Abstieg auch noch geschafft hätte, organisierte Fritz ihr einen Platz auf der Gelmerbahn (steilste offene Standseilbahn in Europa) und sie genoss die Talfahrt sichtlich. Auf der Haltestelle bei der Gelmerbahn im Tal verabschiedete man sich und alle bedankten sich bei Fritz für die umsichtige Führung dieser wunderbaren Tour.

Als Abschluss sei die jüngste Teilnehmerin zitiert, welche beim Aufstieg am frühen Morgen neben einer grossen Gletscherspalte sagte: "bi sönigä Momänt, füehle ig mi am glücklechschte!"…

Bericht: Res Kallen
SAC Sektion Wildstrubel
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