Monte Rosa / Dufourspitze (Führertour)
Datum | Montag, 8. Mai bis Mittwoch, 10. Mai 2023 |
Teilnehmer | 9 |
Angemeldet | 9 |
Tourenbericht Die Akteure: Tour-Guide und Bergführer Adi, Tourenleiter Freis und Jilgä, Mitläufer: Beatrice, Rosina, Celiné, Hämi, Chlous und Kusi Bauernregel: Kräht der Güggel auf dem Mist, ändert das Wetter oder es bleibt wie es ist. Sollen bzw. wollen wir gehen oder doch besser nicht? Die momentan herrschende instabile Wetterlage sorgt für reichlich Verwirrung. Ansatzweise gäbige meteorologische Verhältnisse wären schon von Vorteil, ging es doch um mehr als die Besteigung der Bundergletti oder des Fläckli, sondern um das mächtigste Bergmassiv der Alpen, der Monte Rosa. Trotz den Unsicherheiten und mit der Hoffnung auf ein bisschen Wetterglück machten wir uns am Montagmorgen früh auf den Weg in Richtung Zermatt. Doch schon in Goppenstein und später auf der Strasse nach Täsch liessen Nebel und Nieselregen erneut Zweifel aufkommen ob unserer Entscheidung. Ein Blick auf die Webcam Gornergrat hob jedoch die Stimmung wieder merklich, waren dort doch tatsächlich blauer Himmel und Sonnenstrahlen zu erkennen. Selbst das Horu zeigte sich verstohlen durch die Nebelschwaden. Voller Motivation gondeln wir mittels der vorhandenen technischen Transportmittel auf das kleine Matterhorn. Krass und faszinierend zugleich ist die Tatsache, mit welchem immensen Aufwand die Menschheit versucht, die Bergwelt zu erschliessen und der Natur etwas abzuringen. Bei kaiserlichem Sonnenschein werden Felle geklebt und LVS‘s gecheckt. Andernah standen wir bei frühlingshafter Wärme auf dem Breithorn. Welch hammermässig-majestätischer Ausblick: Pollux, Castor, Liskamm, und, und ,und…ce fantastic! Es ist schon ein Vorrecht, an einem solch genial schönen Flecken Erde mit einer solch grandiosen Bergwelt sein zu dürfen. Und siehe da, die Dufourspitze. Ob das morgen wohl klappen wird? Nach erfolgtem Gipfelfoto wurde Richtung Schwarztor traversiert. Adi lotste uns souverän durch den Schwarzgletscher mit seinen eindrücklichen Spaltenzonen und kolossalen Seracs. Beglückten uns zuoberst noch Pulverpartien, wurde mit abnehmender Höhe der Schnee immer schwerer und matschiger. Bei solchen Verhältnissen verwandeln sich selbst versierte und stilsichere Skifahrer in blutige Anfänger. Beim Zusammenschluss von Gorner-, Grenz- und Schwarzgletscher wird erst mal Pause gemacht und Verpflegt, denn es folgte noch der schweisstreibende Aufstieg zur prestigeträchtigen High-Tech-Unterkunft namens Monte-Rosa-Hütte. Nach reichlich erfolgter Flüssigkeitszufuhr in Form von Tee, Wasser und allergattig Süssgetränken ging es an den Bezug der Schlafstätten. Und wie immer stellte sich auch hier die Frage: Wohin mit den nassen Fellen und den stinkenden Socken? Anschliessend an das abendlichen De-Briefing, welches durch das leckere 4-Gang-Znacht unterbrochen wurde, ging es an die Planung des nächsten Tages. Nach erfolgter Konsultation diverser Wetter-Apps und Meteo-Berichten, dessen Prognosen einen besonnten Vormittag und einer vorrückenden Schlechtwetterfront für Nachmittags vorhersagten, sollte die Besteigung des höchsten Schweizer Gipfels möglich sein. Voller Vorfreude begaben wir uns in die Horizontale mit dem Versuch, ein paar Stunden Schlaf zu erhaschen. Um 4 Uhr war das Morgenessen angesagt und um halb 5 standen alle auf der Matte, aufgeteilt in drei Seilschaften, bereit einen unvergesslichen Tag zu erleben. Die nächtliche Abstrahlung sorgte für einen gut tragbaren Untergrund. Der Schein der Stirnlampen wurde mehr und mehr durch die aufkommende Morgenröte verdrängt. Die anschlagende Sonne an den umliegenden Bergen sorgte für ein einmaliges Ambiente. Der Aufstieg zog sich beachtlich in die Länge, galt es doch über eine Strecke von ca. 6 km an die 1800 Höhenmeter abzuarbeiten. Die Höhenlage trug das ihrige dazu bei, dass Schritte und Atmung immer kürzer ausfielen. Dank Trockenfleisch und anderweitiger Fressalien sowie ermunternden Worten erreichten schliesslich alle das Skidepot unterhalb des Sattels auf 4'300 M.ü.M. Sodann wurden Ski und Stöcke mit Steigeisen und Pickel ausgetauscht, denn nun galt es den doch zeitweise recht luftigen Westgrat mit abwechselndem Firn, Eis und Fels in angenehmer Blockkletterei zu erklimmen . Konzentration und sicheres Gehen war gefragt, denn die Tiefblicke auf beiden Seiten liessen erahnen, welch fatale Folgen doch ein Fehltritt haben könnte. Noch ein letzter Felsaufschwung, dann ging’s nicht mehr weiter nach oben. Das Dach der Schweiz auf 4636 M.ü.M. war erreicht. Woah, was für ein erhabener Moment, was für eine gewaltige Rundsicht. Alles liegt einem hier zu Füssen, ausser dem in der Ferne grüssende Mont Blanc. Aber eine Bergtour ist bekanntlich erst nach dem Abstieg zu Ende. So ging es nach erfolgter Gratulationsrunde und Fotoshooting wieder auf den Rückweg. Die Felspartien mit den Blöcken und Zacken boten genügend Sicherungsmöglichkeiten. In den Flanken mit schwach überschneitem Eis gewährten gesetzte Eisschrauben einen sicheren Abgang. So erreichten wir wohlbehalten das Skidepot. Relativ zügig senkte sich leider durch die eintreffende Wetterfront die Wolkenbasis immer weiter ab, sehr zu Ungunsten der Sichtverhältnisse. Selbige und die Schneebeschaffenheit für die bevorstehende Skiabfahrt werden daher nicht weiter kommentiert. Nur so viel: das letzte Teilstück bis zur Hütte bot als krönenden Abschluss wunderbaren Sulzschnee. Zurück im Bergkristall genehmigten wir uns glücklich, zufrieden und mit schweren Beinen ein wohlverdientes Power-Nap. Kurz vor dem erneut genussreichen Nachtessen fanden wir uns im gemütlichen Aufenthaltsraum wieder ein und philosophierten über den vergangenen Tag, gemäss dem Motto: Äs isch gäbig hiä. Adi breitete schon mal die Karte aus, um die morgige Tourenplanung zu erläutern. Wer dachte, dass bestimmt das Morgenessen etwas später angesetzt würde, wurde leider enttäuscht. Tagwache sollte wieder um 4 Uhr sein. Also dann, ab ins Körbchen. Die eingetroffene Kaltfront bescherte über Nacht ein Schümli Neuschnee. Das Verlassen der Hütte im Schneetreiben und dem Licht der Stirnlampen erzeugte eine ganz spezielle Szenerie. Das Wetter erwies sich als äusserst wechselhaft. Mit der Margendämmerung hörte auch der Schneefall auf und Lücken in der Wolkendecke öffneten sich. So konnte man erkennen, wohin die Reise geht. Und zwar an den Fuss der Saaser Lücke, welche mittels eingerichtetem Klettersteig und einer rassigen Abseilstelle überstiegen werden konnte. Alsbald standen wir auf den Gornergletscher mit dem Ziel, den Grenzberg Cima di Jazzi zu besteigen, um einen Blick in das italienische Dorf Macugnaga zu werfen. Leider verdichtete sich der Nebel erneut und so beschlossen wir das Vorhaben abzubrechen. Dem Wettergott sei gedankt, denn kurze Zeit später klarte es wieder auf und die Sonne drückte gar etwas durch den Nebel. So herrschte wieder bessere Sicht und wir zogen genüsslich wedelnd unsere Spuren durch den Neus chnee. Viel zu schnell war der Spass vorbei. Der fehlende Schnee zwang uns, fortan auf Schusters Rappen umsteigen. In Gedanken an die erlebnisreichen Tage begaben wir uns auf den Fussmarsch entlang des Sommerweges auf der Südseite des Gornergrates. Vorbei am keimenden Bergfrühling und kritisch beäugt von einer Herde Steinböcke erreichten wir die Station Rotenboden, von wo uns die Gornergratbahn mit Geknatter und Gequitsche in das grüne Zermatt zurück brachte. Somit schloss sich unsere Monte Rosa-Runde. Dankbar über einer unfallfreien Tour und um zahlreiche Erlebnisse und Eindrücke reicher machten wir uns wieder auf den Nachhauseweg. Adi, Dir nochmals vielen Dank für den kompetenten Tourenplan und die fachkundige Durchführung. Merci Freis und Jilgä für das bedachte Mitführen und allen für die flotte, unbeschwerte Gruppendynamik. Äs isch suber gsi u het wälts Früüd gmacht. |
SAC Sektion Wildstrubel
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