Datum Montag-Donnerstag, 13.-16. Mai 2024
Teilnehmer 6
Angemeldet 7
 
Tourenbericht
Bergführer: Adi, Tourenleiter: Pädi und Mike, Teilnehmer: Trix, Edith und Kusi

Was ist zu tun bei einer himmeltraurigen Wetterprognose? Es bestehen zwei Varianten:
1. Die Tour wird abgesagt, oder
2. Man verschiebt vor, wechselt das Tourengebiet und setzt auf das Prinzip Hoffnung. Nach Absprache bei den Beteiligten entschieden wir uns für Variante 2.

Mit schleichenden Zweifeln machten wir uns am Sonntag früh auf den Weg Richtung Jungfraugebiet. In Spiez trafen wir auf Adi, welcher mit vollständiger Skitourenausrüstung, aber mit Badelatschen beschuht, aufkreuzte. Meinte er es wirklich ernst? Auf der Fahrt nach Grindelwald geriet die Hoffnung wiederum arg ins Wanken, da sich erneut eine Regenzelle entleerte. Jetzt nur nicht entmutigen lassen! Der Halt in der Station Eismeer mit dem sich bietenden Blick ins White-Out… na ja. Als schliesslich auch noch das Jungfraubähnli wegen einem technischen Defekt die Rückfahrt talwärts antrat, sank die Moral auf einem Tiefpunkt. Mit reichlich Verspätung erreichten wir doch noch die höchstgelegene Bahnstation Europas.

Adi immer noch in Badelatschen.... Durch den Tunnel stapfen wir in Richtung Stollenausgang, gespannt wie ein Regenschirm, welch meteorologisches Momentum uns erwarten würde. Durch Nebelfetzen und Wolkenlücken liess sich tatsächlich die Sonne erblicken. Also sofort die dunkle Brille aufsetzen und Sonnencreme einschmieren! Und nun, wohin? Die Gipfel in der Jungfrauregion sind zahlreich. Adi, inzwischen doch noch mit Tourenschuhen bestückt, schlug einige vor. Schliesslich entschieden wir uns für die Jungfrau. Nach kurzer Abfahrt fellten wir in Richtung Rottalsattel. Dank der überdurchschnittlichen Schneehöhe liess sich der Eisriegel unmittelbar vor dem Sattel problemlos überwinden. Mit Steigeisen kraxeln wir in drei Zweierseilschaften höher und gratulierten uns einige Zeit später auf dem Gipfel. Der vorgerückten Zeit wegen verweilten wir dort nicht allzu lange. Dank der idealen Verhältnisse ging der Abstieg zum Skidepot zügig von statten. Vorbei an eindrücklichen Seracs fuhren ab und erreichten schliesslich die Ebene des Jungfraufirn. Es galt nun, die Skis möglichst gleiten zu lassen und in weiten Bögen Richtung Konordiaplatz zu cruisen. Der Schnee wurde mit abnehmender Höhe immer plüttriger, was mit umso stärkeren Stockeinsätzen ko mpensiert werden musste. Zum Finale galt es nun noch, die imposante und immer länger werdende Metalltreppe zur Konkordiahütte zu überwinden. Trix und Pädi wurden schon mal zum Bier bestellen vorausgeschickt.

Auf der Terrasse gönnten wir uns erstmals ein kühles Blondes, entledigten uns der verschwitzen Kleidung und liessen diese und unser Equipment in der warmen Abendsonne trocknen. Die Wetterlage erwies sich weiterhin als sehr instabil und so setze kurze Zeit später leichter Schneefall ein. Eine unsichere Wetterlage hat aber auch gewisse Vorteile. So herrscht kein Puff in der Hütte, der Kampf um Körbli und Finken bleibt aus und die Klo-Plätze sind nicht dauerbesetzt. So genossen wir ein schmackhaftes Znacht mit einer Handvoll anderer Gäste. Die Hüttencrew bot uns in urchigem Dialekt als Verdauerli noch einen selbstgebrannten Genepi an. Den beiden Franzosen schien dieser aber zu wenig Hochprozentiges zu enthalten. Sie holten kurzerhand ihren eigenen Flachmann, dessen Inhalt deutlich stärker im Abgang wirkte. So endete ein erster happy Day.

Die weiteren Aussichten sagten nach wie vor wechselhaftes Wetter voraus. Da wir aber durchwegs gute Erfahrung in Sachen Hoffnung gemacht hatten, wurde entschieden, am nächsten Tag das Gross-Grünhorn zu besteigen und die Nacht nochmals in der Konkordiahütte zu verbringen. Über Nacht hatte es ein Schümmli geschneit. Im Schein der Stirnlampen stiegen wir die rutschige Treppe ab, schnallten noch etwas schläfrig die Latten an und zogen angeseilt eine Aufstiegsspur über den spaltenreichen Gletscher in Richtung Süd-Westflanke des 4043 Meter hohen Gipfels. Zwischenzeitlich klarte es immer mehr auf und die imposante Berg- und Gletscherwelt präsentierte sich in ihrer ganzen Schönheit. Beim Skidepot wechselten wir wieder von Fell auf Eisen und kletterten über den mit Schnee durchsetzen Felsengrat stetig höher bis zum Top. Dort genossen wir die überwältigende Rundsicht. Es ist immer wieder ein beglückendes Gefühl auf einem Berg zu stehen und die Aussicht zu bestaunen. Nach erfolg ter Fotosession ging’s mit der nötigen Vorsicht an den Abstieg. Jungspund Pädi nutzte die günstigen Schneeverhältnisse, um die Steilwand abzufahren, in mehr oder weniger elegantem Fahrstil. Nach einer Zwischenverpflegung beim Skidepot folgte wiederum eine rassige Abfahrt. Schliesslich mussten die erkämpften Höhenmeter auch wieder vernichtet werden. Das frische Pulverschneeli liess sich wunderbar befahren, grad so, wie’s am schönsten und spassigsten ist. Als Abschluss war wieder stöckeln und Treppensteigen angesagt. Zum Abendessen waren noch weniger Gäste zugegen als am Vorabend. Der Genepi machte wiederum die Runde. Die Franzosen hatten sich verabschiedet und so blieb es dabei. Zufrieden legten wir und in der Schlafstätte nieder und liessen den genialen Tag abermals Revue passieren.

Jetzt hatten wir an zwei Tagen wetterglück. Würde ein dritter auch noch drin liegen? Gemäss Wetter-Bucheli sollte es eine klare Nacht und ein sonniger Morgen werden. Der Besonnung und der Exposition wegen schlug Adi vor, das kleine Wannenhorn zu besteigen und dann das Gebiet über den Aletschgletscher via Märielensee und Fiescheralp zu verlassen. Es hatte tatsächlich in der Nacht aufgeklart und eine wunderschöne Morgenstimmung versprach wiederum einen sonnigen Tag. Es hatte super abgestrahlt, der Schnee präsentierte sich pickelhart. Nachdem ein ungattliger, mit Lawinenschnee, Dreck und Steinen durchzogener Couloir überwunden wurde, stiegen wir weiter über sanft gewellte Hänge und Flanken mit angenehmen Gefällen stetig bergwärts. Es war doch empfindlich kühl frühmorgens, umso mehr genossen wir es in den Bereich der aufgehenden Sonne zu gelangen. Schliesslich erreichten wir den Wannenhornsattel und über einen luftig ausgesetzten Grat schliesslich das kleine Wannenhorn. Zurück im Sattel wartete eine Abfahrt mit dem Prädikat allerbester Güte auf uns. Die Sonne hatte den Hang schön gleichmässig aufgesulzt, der Zeitpunkt passte perfekt und so genossen wir 1200 Hm hämmermässigen Frühlingsschnee, was vereinzelte Teilnehmer veranlasste, den einen oder anderen Jauchzer von sich zu geben. Unten am Aletschgletscher war wieder Stockeinsatz gefragt, denn der ausgeaperte Saharastaub verursachte eine unangenehme Bremswirkung. Beim Märielensee wurde nochmals angefellt. Über den Tälligrat erreichten wir schliesslich die Bergstation der Gondelbahn Fiescheralp, mit welcher wir zu Tale fuhren. Via ÖV traten wir zufrieden die Heimreise an, hatte doch das Wetter wieder perfekt mitgemacht.

Epilog:
Was ist zu tun bei einer himmeltraurigen Wetterprognose? Es bestehen zwei Varianten: 1. Die Tour wird abgesagt, oder 2. Man verschiebt vor, wechselt das Tourengebiet und setzt auf das Prinzip Hoffnung. Glücklicherweise hatten wir uns für Variante 2 entschieden und durften wahrlich drei geschenkte Tage erleben, gemäss einem Gipfelbucheintrag: „Dem Himmel nah, der Arbeit fern, so hamer’s gern.“

Danke Adi, Pädi und Mike für die Betreuung von uns drei älteren Semestern. Er war ein Privileg von einer Eins-zu-Eins-Betreuung zu profitieren. Gerne wieder!

Bericht: Kusi Pieren
SAC Sektion Wildstrubel
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